Wissen und Erfahrung

Impfung


Wann und wie oft soll ein Hund bzw. eine Katze geimpft werden?

Es ist eine Frage, die seit eh und je die Fronten spaltet. Für mich gilt die Devise: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Was man nicht vergessen darf ist, dass Impfungen die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung von Infektionskrankheiten darstellen. Nur eine vollständige Grundimmunisierung ist Voraussetzung für einen optimalen Schutz des Einzeltieres.

Meine Empfehlungen richten sich nach den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission Vet. (StIKoVet). Der gehören Wissenschaftler an, die sich mit der Impfung von Haustieren intensiv befassen, außerdem ein Vertreter des Paul-Ehrlich-Instituts und Vertreter der Fachgruppen oder Ausschüsse für Kleintiere der Standesorganisation Bundestierärztekammer, des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte und der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft. Die uns am meisten interessierende Impfkomponente für den Hund, sind die sogenannten Core-Komponenten, gegen die jedes Tier zu jeder Zeit geschützt sein muss.

    Es handelt sich dabei um Impfungen gegen:

  • Hepatitis contagiosa canis ( H )
  • Leptospirose ( L )
  • Parvovirose ( P ) ( canine Panleukopenie )
  • Staupe ( S )
  • Tollwut ( T )


Von den Non-Core-Komponenten befindet sich mittlerweile auch die Parainfluenza ( Pi ) Komponente ( sog. "Zwingerhusten" ) in den meisten Kombiimpfstoffen mit drin.


Core-Komponenten für die Katze:

  • felines Herpesvirus/Rhinotracheitisvirus ( R )
  • felines Calicivirus ( C )
  • Parvovirose ( feline Panleukopenie ) ( P )
  • Tollwut ( T )

Die zu empfehlende Grundimmunisierung besteht aus folgenden Impfungen: Hund im Alter von

  • 8 Lebenswochen - SHPPiL
  • 12 Lebenswochen - SHPPiLT
  • 16 Lebenswochen - SHPPiLT
  • 15 Lebensmonaten - SHPPiLT

Katze im Alter von

  • 8 Lebenswochen - RCP
  • 12 Lebenswochen - RCPT
  • 16 Lebenswochen - RCPT
  • 15 Lebensmonaten - RCPT

Die weiteren Wiederholungsimpfungen beim Hund:

gegen H, P, S sind sogar bis zu 3 jährige Abstände möglich. Genauso konnte man bis jetzt die Tollwutimpfung behandeln.
Mit den 3 jährigen Abständen habe ich ein kleines Problem. Es handelt sich um eine etwas mehr als bedenkliche Erfahrung, die ich in meiner Praxis bis jetzt gemacht habe. Alleine letztes Jahr hatte ich drei Fälle von Panleukopenie beim Hund. Alle Fälle zeigten klassisches klinisches Bild und dazu wiesen einen positiven direkten Virusnachweis ( PCR ) im Rectalabstrich. Bei einem dieser Hunde lag die letzte Impfung ca. 12 Monate, bei anderem ca. 17 Monate zurück. Dem Zeitraum nach ist das normale Ausscheiden des Parvovirus im kurzem Zeitraum nach der Impfung und damit verbundenes falsch positives Testergebnis eher ausgeschlossen. Beide Hunde haben sich nach einer 1-2 tägigen unterstützenden Infusionstherapie und oralen Medikamentation sehr gut erholt. Das Immunsystem brauchte scheinbar etwas Zeit um die Antwort auf die Zahlreich aufgenommenen "Angreifer" zu starten.
Beim dritten Hund lag die letzte Impfung über 3 Jahre zurück. Neben einer sehr dramatischen Entwicklung der klinischen Symptome lag vom Labor nicht nur ein positiver Virusnachweis im Rectum, sondern auch eine ausgeprägte Virämie ( PCR )vor. Der Zustand hat sich, trotz intensiver Therapie über knapp 3 Tage extrem verschlechtert. Als der Befund vorlag konnte sich der Besitzer entscheiden den weiteren Behandlungsversuch in einer Klinik ( wegen der notwendigen isolierstationären Behandlung ) fortzuführen. Da der Hund 9 1/2 Jahre alt war und sein Gesundheitszustand die Erfolgsaussichten nicht gut aussehen lies, hat sich der Besitzer entschieden seinen Schützling zu erlösen. Die Entscheidung war übrigens mehr als vertretbar. Zwei andere Fälle bescheinigen die problematische Glaubwürdigkeit der Packungsbeilagen der Impfstoffhersteller. Es handelte sich um den Schutz gegen Tollwut. Vor über zwei Jahren habe ich bei zwei Hunden eine Tollwutantikörperbestimmung durchgeführt. Es handelte sich um Hunde, die mit ihren Besitzern ein Urlaub in Schweden bzw. Norwegen verbringen sollten. Zur dieser Zeit war diese Untersuchung Pflicht ( Heute nicht mehr ). Das für die Untersuchung zuständige Labor befindet sich an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Gießen. Beide Hunde wurden bis dahin nur einmalig gegen Tollwut geimpft. Die Blutabnahme erfolgte ca. 10 und 12 Monate nach dieser Impfung. übrigens beide Kollegen, die diese Impfungen durchgeführt haben, hatten deren Schutz für drei Jahre bescheinigt ! Die Untersuchungsergebnisse lagen in beiden Fällen bei null.
Für die reisende Hundebesitzer war der Befund nicht lustig. An Ort und Stelle habe ich zum Mithören für Alle, ein Telefonat mit einer der betroffenen Impfstofffirmen durchgeführt. Eine für die Impfstoffe zuständige Fachperson hatte mir etwas entrüstet gesagt, dass ich es doch wissen müsste, dass vor allem bei Welpen, man diese Impfung zweimal im Abstand von bis zu 3 Monaten verabreichen muss. Ich weiß es, aber warum schreiben manche Hersteller ( auch der angesprochene ), dass eine einmalige Impfung bis zu drei Jahre Schutz bietet??? Manche Berufskollegen, die nur der Packungsbeilage nach vorgehen, ahnen nicht auf welch dünnes Eis sie sich begeben.
Dieses Jahr hat das Paul-Ehrlich-Institut die Zulassungsänderung für Tollwutimpfstoffe in Deutschland durchgeführt. Im Rahmen dieser Änderung wurde die Immunitätsdauer auf zwei Jahre festgelegt. Besser spät als gar nicht. Nur bei einigen Katzenimpfstoffen soll die Immunitätsdauer von bis zu drei Jahren bestehen können.
Einige von Ihnen würden jetzt sicherlich fragen: "was soll dieses Theater um Tollwut? Wir haben doch in Deutschland keine Tollwut". Ist das so? Zu Information: es gibt eine Definition der OIE, der Weltorganisation für Tiergesundheit, wonach ein Land zwei Jahre nach dem letzten Fall von terrestrischer Tollwut als tollwutfrei gilt. So ist es im Jahr 2008 geschehen. Es ging durch alle Medien: " Deutschland ist tollwutfrei !". Als terrestrische Tollwut wird in Deutschland die Fuchstollwut gemeint. Mittlerweile gilt diese "Tollwutfreiheit" nicht mehr. Was viele nicht wissen gibt es noch einen Tollwutvirus in Europa, die sog. Fledermaustollwut ( EBLV 1 und 2). In den 90-er Jahren galt diese Tollwut Variante für Menschen und unsere Haustiere als ungefährlich. Mittlerweile gibt es Berichte über EBLV 1 induzierte Tollwutfälle bei Schafen, einer Katze und einem Steinmarder. In Deutschland werden jährlich 9 bis 10 Fälle von Fledermaustollwut bei der Breitflügelfledermaus nachgewiesen. Wenn ich mir überlege wie selten eine tote Fledermaus in der Pathologie eines Staatlichen Veterinäruntersuchungsamtes landet, kann ich nur sagen: die Ergebnisse sind nur die Spitze eines Eisbergs.



Mittlerweile gilt die grundsätzliche Aussage, dass von der Fledermaustollwut die gleiche Gefahr für Mensch und Tier ausgeht wie von der Fuchstollwut

( Quelle: Leitlinien zur Impfung von Kleintieren, Ständige Impfkommission Vet., 2 Auflage vom Juli 2013 ).

Was wir nicht vergessen dürfen ist, dass Tollwut eine zu 100% tödliche Erkrankung darstellt. Sie trifft nicht nur unsere Haustiere sondern auch uns Menschen.


Zusätzlich gibt es zur Zeit Deutschlandweit eine Renaissance der Staupeinfektion bei Hunden. Diese zum Teil tödlich und zum Teil mit dauerhaften Schädigungen der Gesundheit ausgehende Erkrankung, galt viele Jahre als fast ausgerottet. Ob die wachsende Waschbärenpopulation oder andere Umweltfaktoren für diese Erneuerung verantwortlich sind, sei dahin gestellt. Tatsache ist, dass wir uns in unserer "sterilen Welt" immer mehr auf Natur und "BIO" berufen und die alten Gefahren verdrängt und vergessen haben. Die sind aber nie weg gewesen.

Ich wünsche Jedem von uns, dass er niemals direkt oder indirekt die Konsequenzen einer unbedachten, pseudonatürlichen Handlung tragen muss. Die Impfstoffhersteller und die immer wieder aufflammende und nicht unbegründete Diskussion über die unerwünschten Nebenwirkungen, die durch manche Impfstoff Adjuvantien hervorgerufen werden können, machen die Entscheidung für die Impfung nicht leichter. Trotzdem man kann das Nutzen/Schaden Verhältnis gut abwiegen. Das positive Nutzen überwiegt um das tausendfache die extrem selten auftretenden und nicht immer eindeutig auszumachenden Nebenwirkungen. Abschließend möchte ich sagen, dass den zweijährigen Impfabständen der Core-Komponenten bei entsprechender Grundimmunisierung nichts entgegen zu setzten ist. Eine Ausnahmestellen Hunde und Katze dar, die zur Zucht eingesetzt werden. Diese Tiere sollte man weiterhin jährlich impfen. Weitere Abklärung Ihrer individuellen Bedürfnisse biete ich Ihnen direkt in unserer Praxis an.